Über die Sache mit dem Gelobtwerden

 

Kennen Sie das auch? Sie bekommen ein Lob, ganz egal von wem und wofür, und es fühlt sich merkwürdig an.

 

Einerseits macht es Ihnen ein wohliges Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

Aber Ihr Gegenüber könnte es andererseits nicht wirklich so meinen und nur seiner guten Kinderstube folgen.

 

Und haben Sie mal an das Thema Eigenlob gedacht? Stinkt ja bekanntlich.

 

Oder ist es gar Sarkasmus und Sie werden gerade kritisiert? Sie fragen sich, was ihr Gegenüber mit dem Lob bezwecken könnte?

 

 

 

Ein Beispiel:

Ich danke Ihnen für Ihre hervorragende Arbeit!“, höre ich und habe Mühe, sofort darauf zu antworten. In der folgenden Pause bemerke ich, dass ich zu Boden schaue.

 

Als ich den Kopf hebe, vermeide ich Blickkontakt mit der glücklich lächelnden Klientin und bedanke mich artig in Richtung ihres rechten Ohrrings für die freundlichen Worte.

 

Bei der Verabschiedung bin ich wieder ganz bei ihr und wünsche ihr von Herzen alles Gute.

 

 

 

Nachdem die Klientin gegangen war, spürte ich achtsam nach, was ich da eben gerade erlebt hatte. Und genau das, was ich eingangs angeführt habe war passiert:

 

Die Klientin nannte meine Arbeit hervorragend – also: sich positiv unterscheidend

 

Ich fand das merkwürdig – also: würdig, bemerkt zu werden

 

Einerseits gutes Gefühl – also: Bestätigung

 

Andererseits sorgenreiches Gefühl – also: Selbstzweifel

 

Thema Eigenlob – also: Erziehung zu Bescheidenheit

 

Themen Sarkasmus / Zweck– also: Erfahrung mit negativen Erlebnissen

 

 

 

Interessant, oder? Und dabei war ich nur gelobt worden!

 

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man besser erlernt, was angenehme Konsequenzen hatte [gelobt wurde]. Weniger in Fleisch und Blut geht einem über, was keine oder unangenehme Konsequenzen hatte [getadelt wurde].

 

Aber:

Zitat: „Erfahrene Praktiker schwören jedoch, dass ein herzhafter Anschiss allemal wirksamer sei als jedes Lob.“ Zitat Ende

(Quelle: Winfried Berner, Die Umsetzungsberatung)

 

 

Fragt sich nur, warum? Könnte es sein, dass in unserer Gesellschaft noch immer über Negativverstärkung erzogen und gelehrt wird? Sagen wir unseren Kinder wieder und wieder was sie alles noch nicht können, anstatt davon zu schwärmen wenn etwas gelingt? Könnte anhaltender Destruktivismus den Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins nachhaltig verhindern? Besonders die weibliche Rolle in der Gesellschaft scheint dahingehend geprägt, durch Tadel reduziert worden zu sein.

 

 

Laut einer Online-Umfrage wäre fast jeder Zweite gerne selbstbewusster und mutiger und vermisst an sich Willensstärke und Ehrgeiz. Fast jede dritte junge Frau wäre gern ausgeglichener.

(Quelle: www.meinungsort.de)

 

Das könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass wir Kritik an unserem Tun um ein Vielfaches leichter akzeptieren als ein Lob.

 

Abschließend lade ich Sie ein, die nächste Gelegenheit jemanden zu loben nicht verstreichen zu lassen. Hinaus mit dem positiven Feedback! Sagen Sie der Bäckereifachverkäuferin, wie beeindruckend Sie ihr Kopfrechnen finden. Oder freuen Sie sich an dem beschwingten Schritt Ihres Postboten, nachdem Sie seinen besonderen Einsatz hervorgehoben haben.

 

Wichtig ist nur, dass Sie bei der Wahrheit bleiben. Denn bedenken Sie bitte: nur 3% der Information kommen aus Ihrem Mund...

 

Mit ein klein wenig Übung kann das Loben zur selbstbewussten Routine werden. Und wenn Sie dann das nächste Mal selber wieder ein Lob bekommen, werden Sie es wahrscheinlich nicht mehr.... merkwürdig..... finden.

 

 

 

Für heute nun: Auf Wiedersehen – und: bis bald!

 

 

 

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